Leitbild

Auftrag: 

Das Rehabilitationszentrum grund.stein (RPK) in Tübingen ist eine Einrichtung zur medizinischen Rehabilitation psychisch kranker junger Erwachsener, deren Erkrankung nicht mehr akut ist, die jedoch eine längerfristige stationäre Behandlung benötigen. Ziel des therapeutischen Prozesses ist die möglichst umfassende Wiedererlangung der psychischen Gesundheit der Rehabilitanden und Rehabilitandinnen sowie die Verbesserung und Stabilisierung ihrer Alltags- und Arbeitsfähigkeiten, ihrer sozialen Beziehungen und insgesamt ihrer Partizipation in allen Lebensbereichen.

Geschichte:

Das Rehabilitationszentrum grund.stein (RPK) (bis zu unserem Umzug in das Französische Viertel im Jahr 2011 Nachsorgeklinik für psychisch Kranke) wurde 1975 als eine der ersten psychiatrisch-psychotherapeutischen Rehabilitationskliniken in Deutschland gegründet. Aus der Fördergemein- schaft für die Gründung der Klinik entstand später unser Trägerverein mit den drei Bereichen Nachsorgeklinik, Integrationsfachdienst und Ambulant Betreutes Wohnen. Hintergrund war die zunehmende Kritik an den Zuständen in der Versorgung psychisch kranker Menschen, die einer breiten, für Themen der Gerechtigkeit und Solidarität sensibilisierten Öffentlichkeit nicht mehr akzeptabel schienen. Eine der zentralen Forderungen der Psychiatrie-Enquete von 1975, die den Prozess der Psychiatriereform in Gang setzte, war die nach einer gemeindenahen Nachsorge und Rehabilitation für psychisch erkrankte Menschen, um z.B. die Gefahr einer Chronifizierung ihrer Krankheit mit dem Risiko häufiger Behandlungsnotwendigkeit ("Drehtürpsychiatrie") oder dauerhafter Unterbringung ("Verwahrpsychiatrie") zu verringern. Diese Anliegen werden in unserem Therapiekonzept ergänzt durch die Nutzbarmachung individueller und störungsspezifischer Psychotherapie für die soziotherapeutischen und arbeitstherapeutischen Ziele sowie die Bewältigung biografischer Entwicklungsaufgaben.

Deshalb sehen wir es als unsere Aufgabe, uns für die Bewahrung und Weiterentwicklung der Errungenschaften des Reformprozesses, insbesondere im Bereich der medizinischen und medizinisch-beruflichen Rehabilitation, einzusetzen. In der gegenwärtigen politischen und ökonomischen Situation, in der es für die "Schwächeren" in der Gesellschaft wieder schwerer wird, sehen wir unsere Aufgabe auch darin, stellvertretend für unsere Rehabilitanden/Rehabilitandinnen den Kontakt mit der Öffentlichkeit zu suchen und ihre Belange in der Gesundheits-, Sozial- und Arbeitspolitik zu vertreten.

Werte:

Für die Mitarbeitenden des Rehabilitationszentrums grund.stein stehen die Würde eines jeden Menschen, sein Recht auf bestmögliche Gesundheit, Entfaltung und Teilhabe am gemeinschaftlichen und gesellschaftlichen Leben im Mittelpunkt. Unsere Grundhaltung gegenüber den Rehabilitanden/Rehabilitandinnen ist mithin eine der Wertschätzung, des Respekts und der Toleranz. Ziel unserer Arbeit ist gleichzeitig die Förderung der Individualität und die Inklusion von Menschen, die durch ihre Erkrankung und oft auch andere biografische Umstände in ihrer persönlichen und sozialen Entwicklung behindert worden sind.

Das wichtigste Behandlungselement in unserer Klinik ist somit die Beziehung zwischen den Therapeuten/Therapeutinnen und Rehabilitanden/Rehabilitandinnen. In einer echten, empathisch gestalteten Beziehung wird es möglich, die Person selbst mit ihren Fähigkeiten in den Blick zu bekommen und nicht nur ihre Einschränkungen. Sie ermöglicht zum einen das gemeinsame Erkennen, Verstehen und Bearbeiten problematischer Einstellungs- und Verhaltensmuster; zum anderen erlaubt sie den Rehabilitanden/Rehabilitandinnen, neue Erfahrungen zu machen und auch in schwierigen Situationen Stabilität in der Beziehung zu erleben. Der Aufbau einer dem Rehabilitanden / der Rehabilitandin Sicherheit gebenden Beziehung, die Entwicklung einer vertrauensvollen Zusammenarbeit, deren Ergebnisse auch über das Ende der Therapie hinaus wirksam bleiben, erfordert viel Zeit. Zeit ist eine der wichtigsten Ressourcen bei der Behandlung psychisch kranker Menschen. Diese Bedingung unseres Arbeitens immer wieder nach innen und nach außen zu vertreten, sehen wir ebenfalls als wichtige Aufgabe an.

Teamorientierung:

Unsere Arbeit erfordert ein sehr hohes Maß an Kommunikation und Austausch. Wir begegnen uns mit Offenheit, wobei wir uns um gegenseitige Wertschätzung und Achtsamkeit bemühen. Die Intensität und Qualität unserer Zusammenarbeit erzeugt einen hohen Grad der Identifizierung mit der Einrichtung. Diese Erfahrung versuchen wir auch neuen Mitarbeitenden zu vermitteln.
Die Mitarbeitenden nehmen regelmäßig an Fortbildungen teil, die der beständigen Entwicklung der eigenen beruflichen Kompetenz dienen und über Referate auch für die konzeptuelle Weiterentwicklung des Rehabilitationszentrums grund.stein genutzt werden.

Kooperation:

Im neuen Haus des Rehabilitationszentrums grund.stein (RPK) sind - räumlich klar getrennt, aber doch unter einem Dach - neben der Klinik verschiedene Gewerbebetriebe und Privatwohnungen untergebracht. Schon in dieser räumlichen Nähe kommt unsere Vorstellung von der Einbindung der Rehabilitanden/Rehabilitandinnen zum Ausdruck. Ein großer Bewegungsraum der Klinik wird für Veranstaltungen zur Verfügung gestellt. Geplant sind auch eigene Veranstaltungen, zu denen wir die näheren und ferneren Nachbarn einladen wollen.

Das Französische Viertel, in dem sich die Klinik befindet, ist ein lebendiges Viertel, in dem moderne städtebauliche und architektonische Konzepte umgesetzt wurden, die auch international für Aufmerksamkeit und Auszeichnungen gesorgt haben. In diesem Wohnumfeld mit seinen hervorragenden nachbarschaftlichen Strukturen ist es den Rehabilitanden/Rehabilitandinnen möglich, von Offenheit und "Normalität" geprägte Erfahrungen zu machen. Mit zahlreichen Tübinger Betrieben, Einrichtungen und Behörden arbeiten wir seit Jahren eng zusammen, um den Rehabilitanden/Rehabilitandinnen im Verlauf ihrer Behandlung die Möglichkeit zu geben, ihre Belastungsfähigkeit im Arbeitsbereich zu erproben. Unsere Erfahrungen in diesem Bereich sind positiv. Wir und die Rehabilitanden/Rehabilitandinnen erleben Vorurteilslosigkeit und wertvolle Unterstützung. Die Kontakte mit diesen Kooperationspartnern werden entsprechend den Zielen unserer Rehabilitanden/Rehabilitandinnen hergestellt und intensiv gepflegt. Dies bietet zudem immer wieder die Gelegenheit, über unsere Einrichtung und unsere Arbeit zu informieren.

Das Rehabilitationszentrum grund.stein gehört zur Tübinger Gesellschaft für Sozialpsychiatrie und Rehabilitation gGmbH. Dies erleichtert uns in vielen Fällen die Vermittlung nachstationärer sozialpsychiatrischer Unterstützungsangebote, etwa die Überleitung der Rehabilitanden und Rehabilitandinnen in vom Trägerverein betreute therapeutische Wohngemeinschaften oder in Maßnahmen des ambulant betreuten Einzelwohnens. Wir kooperieren mit zahlreichen anderen psychiatrischen und nichtpsychiatrischen Einrichtungen. An erster Stelle ist hier die Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Tübingen zu nennen, die das Rehabilitationszentrum in vielfacher Hinsicht unterstützt und ihm auch personell eng verbunden ist, daneben u.a. die landesweite Zusammenarbeit mit Einrichtungen der Rehabilitation psychisch Kranker (RPK).

Wirtschaftlichkeit und Ökologie:

Wir verstehen unsere Arbeit als gesellschaftlichen Auftrag. Die Finanzierung der Rehabilitationsbehandlung durch Zahlungen der Kostenträger ist letztlich Ausdruck der Solidarität der Mitglieder der Krankenkassen mit Menschen in einer schweren Krisensituation. Dies verpflichtet uns zu einem sorgsamen und bewussten Umgang mit den uns zur Verfügung gestellten Mitteln. Gleichzeitig arbeiten wir jedoch darauf hin, dass die tatsächlichen Bedürfnisse der Rehabilitanden/Rehabilitandinnen und die einer dauerhaft wirksamen Behandlung angemessene personelle und materielle Ausstattung der Klinik mehr Berücksichtigung finden. Ökologische Gesichtspunkte sind uns wichtig. Bei den baulichen Maßnahmen für das neue Haus des Rehabilitationszentrums grund.stein wurden Umweltauflagen sogar überboten, soweit das unsere hierfür bereitgestellten Mittel zuließen. Bei der Entwicklung unserer Klinik und insbesondere bei konzeptuellen Neuerungen wollen wir zukünftig vermehrt den ökologischen Aspekt berücksichtigen.

Qualitätssicherung:

Die Arbeit mit psychisch kranken Menschen erfordert dauernde und intensive Reflexion, etwa in Teambesprechungen und Supervisionen. Ebenso bedürfen auch alle anderen Abläufe in unserer Klinik der ständigen Überprüfung, mit dem Ziel, nach innen wie nach außen größtmögliche Transparenz herzustellen und unsere Strukturen stetig zu verbessern. Wir achten darauf, Fehlerquellen zu identifizieren und zu beheben. Hierbei bedienen wir uns eines Qualitätsmanagementsystems, das durch regelmäßige externe Begehungen und Zertifizierungen abgestützt wird. Bei unseren Rehabilitanden/Rehabilitandinnen bestehen bereits viele Möglichkeiten der Rückmeldung, etwa durch einen Fragebogen bei Entlassung oder die im Abstand von einem Jahr nach Behandlungsende erfolgende katamnestische Befragung. Außerdem stehen wir mit ihnen häufig in einem weit über die Behandlungszeit reichenden Kontakt. Wir wünschen uns aber noch mehr Feedback und möchten darum alle Interessierten (Rehabilitanden/Rehabilitandinnen, auch frühere, Angehörige, Nachbarn, Kollegen/Kolleginnen, Kostenträger usw.) einladen, uns ihre Anregungen, ihre Kritik und gerne auch ihr Lob für das, was gut funktioniert, mitzuteilen.

Version 3.0 (Stand: Februar 2023)

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